Besiedlungsdynamik
Die neu angelegten Gewässer sind inzwischen von
sieben Amphibienarten angenommen worden: Dies sind die
häufigeren Arten Erdkröte, Grasfrosch, Grünfrosch,
Teich- und Bergmolch, aber auch die seltenen Arten Kammmolch
und Springfrosch, die bundesweit auf der "Roten
Liste der gefährdeten Tierarten" stehen. Die
Zahl der Teich- und Bergmolche nahm im Verlauf der Jahre
stark zu, während die Erdkröte die Gewässer
nur vorübergehend besiedelte. Die Bestände
der Grünfrösche und des gefährdeten Kammmolchs
konnten gefördert werden und entwickeln sich nach
wie vor positiv. Die Gras- und Springfroschbestände
sind dagegen nicht besonders groß und schwanken
über die Jahre.
Sofern die Landwirtschaft ordnungsgemäß betrieben
wird (breite Randstreifen an den Gewässern, bedarfsgerechte
Düngung und schonender Pestizideinsatz), können
Tümpel mitten in Äckern also dauerhaft von
Froschlurchen und Molchen besiedelt werden. Eine Ausbreitung
der Tiere zwischen verschiedenen Gewässern findet
auch über die Ackerfläche hinweg regelmäßig
statt. Eine wichtige Rolle spielt die gelegentliche
Austrocknung der Gewässer im Spätsommer, da
dann die Feinde der Amphibien (z. B. Libellenlarven
und Fische) stark abnehmen.
Populationsgenetische Untersuchungen
am Beispiel von Bergmolch und
Wasserfrosch
Altersstruktur
Schließlich werden auch anatomische Untersuchungen
zur Altersstruktur der Populationen durchgeführt.
Wir verwenden hierbei die sogenannte Skeletochronologie,
bei der man anhand eines Knochenquerschnitts das Alter
von Amphibien bestimmen kann. Am Beispiel der beiden kleinen
Molche zeigt sich, dass die zum Laichgewässer wandernden
Tiere zwischen zwei und sechs (Bergmolch) bzw. sieben
Jahren (Teichmolch) alt waren, wobei die meisten Tiere
ein Alter von drei bis vier Jahren (beim Bergmolch) bzw.
vier bis fünf Jahren (beim Teichmolch) hatten. Bei
beiden Arten entspricht dies einer ausgewogenen Altersverteilung,
eine Überalterung der Populationen oder einen Ausfall
bestimmter Jahrgänge von Teich- und Bergmolch konnten
wir also nicht feststellen. Bei Gras-, Spring- und Grünfrosch
sind die skeletochronologischen Untersuchungen zur Zeit
noch nicht abgeschlossen.

Foto: Oberschenkelquerschnitt eines Bergmolch-Weibchens,
dieses Tier hat 3 Überwinterungen hinter sich
Quintessenz: Bedeutung für den Artenschutz
- Amphibien können in der Agrarlandschaft dauerhaft
überleben, sofern genügend Kleingewässer
vorhanden sind. Bestehende Tümpel müssen
erhalten werden, neu angelegte werden schnell und
meist dauerhaft besiedelt.
- Die Austrockung von Gewässern gehört zur
natürlichen Dynamik und scheint ein Schlüsselfaktor
für die Bestandsentwicklung bestimmter Arten
zu sein.
- Die Bestandszahlen an Gewässern unterliegen
z. T. starken natürlichen Schwankungen.
- Arten kommen und gehen: Lokales Aussterben von Populationen
und Neubesiedlung sind natürliche Prozesse -
auch in einer Agrarlandschaft. Der Naturschutz muß
durch Kleingewässer und geeignete Landlebensräume
die Möglichkeiten für diese Dynamik erhalten
oder wieder herstellen.
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